Seelentaubheit | ZiFF-Fortbildungen

Die Seelentaubheit, die auch Rindentaubheit oder auditive oder akustische Agnosie genannt wird, ist eine Störung, bei der Betroffene Wörter zwar akustisch wahrnehmen können, sie aber nicht verstehen. Dabei ist Seelentaubheit keine „echte“ Taubheit, da das Hörvermögen bei den Betroffenen nicht beeinträchtigt ist. Vielmehr besteht eine Störung in der Erkennung der mit den Gehörwahrnehmungen verbundenen akustischen Gedächtnisinhalten. Seelentaubheit kann angeboren sein oder, in Folge eines Unfalls oder einer Krankheit, durch eine Hirnverletzung des in den beiden hinteren Schläfenlappen liegenden, gerade mal daumennagelgroßen Hörcortex entstehen. Bei Kindern äußert sich die Seelentaubheit häufig in Sprachstörungen wie Stottern, Stammeln oder Poltern sowie in Hyperaktivität. Eine fehlende oder nicht mehr angemessene Reaktion auf Geräusche oder Ansprache können nach Operation oder Unfall auf Seelentaubheit in einem Erwachsenen hinweisen. Neben der generalisierten akustischen Agnosie, bei der Betroffenen die Fähigkeit fehlt, Geräusche und gesprochene Worte zu verstehen und zuzuordnen, wird zwischen 3 weiteren Formen der Seelentaubheit unterscheiden: der verbalen auditiven Agnosie, der Geräuschsagnosie, und der affektiven auditiven Agnosie. Bei der verbalen auditiven Agnosie, die auch Worttaubheit genannt wird, können gesprochene Worte nicht mehr oder nur schwer verstanden werden. Sprache besteht für die Betroffenen nur noch aus Geräuschen, ihr Sinn kann nicht mehr erfasst werden. Das Sprachvermögen des Betroffenen ist aber nicht eingeschränkt. Geräuschsagnosie dagegen beeinträchtigt die Zuordnung von Umwelt- oder Alltagsgeräuschen, während das Sprachverständnis unbeeinflusst bleibt. Die affektive auditive Agnosie verhindert die Wahrnehmung und Erkennung von Alter, Geschlecht oder Befindlichkeit eines Gesprächspartners anhand seiner Stimme, während der tatsächliche Inhalt des Gesprochenen weiterhin verstanden wird. Für die Therapie der Seelentaubheit wird das Erlernen bestimmter Methoden des Gehörlosenunterrichts, insbesondere das Lippenablesen, empfohlen.

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